... so lautet ein Titel der Band Sturm Café und genau dies wurde im
Dessauer <BeatClub> auch massiv verkörpert, wobei ich persönlich das Gefühl
hatte, dass es mehr Cola-Korn war, der über die Theke ging. Es ist
eigentlich traurig, dass die Veranstalter dieser kleinen EBM-Insel im
Osten inzwischen das 18. Festival unter diesem Namen auf die Beine
gestellt haben und ich es vorher nie geschafft habe, dort zu erscheinen.
Teilweise gab es Terminüberschneidungen oder die Strecke ging mir einfach
nur auf die Nerven. Diesmal konnte ich Dessau allerdings sehr gut
erreichen, weil man an diesem Wochenende "rein zufällig" in Berlin
gastierte und von
dort aus ist es wirklich nur ein Katzensprung.
Pünktlich um 19:00 Uhr erreichte ich den etwas zugebauten BeatClub, kam
allerdings nicht rein, da wohl noch nicht alle Soundchecks abgeschlossen
waren und ich mich vor dem alten Eingang befand. Auf diese Weise konnte
ich zumindest beim Veranstalter den Eindruck erwecken, dass ich schon
einmal dort war. Vor dem neuen Eingang auf der Rückseite konnte man dafür
bei untergehender Sonne die davor befindliche Stahlkonstruktion bewundern, die im Volksmund
auch als Gleisanlage bezeichnet wird. Die ehemalige Verladehalle, in dem
sich der BeatClub befindet, wurde von innen gerade renoviert, so dass ich
dort leider nicht mehr in den Genuss kommen werde, mich auf einem Holzboden
zu bewegen, wo die Nägel gefährlich rausragen. Die versteckten Fenster und
die spartanische Einrichtung vermittelten den Eindruck eines ehemaligen
Bunkers, obwohl die Wände mit einem dunkelbraunen Anstrich versehen waren.
Die anfänglich noch gute Luftqualität änderte sich schlagartig mit dem
ersten Auftritt.
Das erste Projekt des Abends war Kommando XY und sie nahmen, wie bereits
viele andere Projekte aus Schweden, die weite Reise nach Dessau auf sich.
Ihre Musikrichtung ist der Electronic Body Music hinzuzuzählen und kommt
mit den monoton stampfenden Beats ziemlich schnell zur Sache. Auf der
<Electric-Tremor>
Seite wird hierfür der Begriff Anhalt-EBM gebracht. Wahrscheinlich ist
dies ein Ausdruck dafür, dass man nicht lange rum steht, sondern sofort
mit intensiven Körperkontakt den Bereich vor der Bühne zur Tanzfläche oder
besser gesagt zum Schlachtfeld verwandelt. Ungefähr beim zweiten Stück
kletterte ein Besucher auf die Bühne, um dort seine Liegestützübungen
durchzuführen und verabschiedete sich wieder. Ehrlich gesagt, hab ich schon
viel auf Konzerten erlebt, das war allerdings neu für mich.
Container 90,
natürlich auch aus Schweden, machten nach einer kurzen Umbauphase im
gleichen Stil weiter. Inzwischen hatten bereits die Personen des harten
Kerns ihre T-Shirts verloren und veränderten während des Auftritts ein
wenig die Bühneninstallation. Aus Platzgründen wurden die Monitorboxen von
den Gästen immer weiter in Richtung Bühnenmitte geschoben, um im vorderen
Bereich für die erste Reihe genug Platz zum Abstützen zu haben. Stücke wie
(EBM) United und EBM Radio nötigten die meisten Gäste noch
einmal alles zu geben.
Obwohl das nachfolgende Projekt Militant Cheerleaders On The Move
nicht den Headliner des Abends darstellen sollte, war es dennoch mein
persönliches Highlight. Und das trotz immer wiederkehrender technischer
Probleme. Die Vielseitigkeit der Musikstücke, die sich auch auf ihrem
aktuellen Album Strike One widerspiegelt, führte leider gleich zu
Anfang zu einer mäßigen Tanzbegeisterung. Vielleicht lag es auch einfach
nur daran, dass sich die meisten bei den vorherigen Auftritten zu sehr
verausgabt haben. Oder man sparte sich die letzten Energiereserven für den
letzten Auftritt, also die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm Café.
Womit
wir schon beim letzten Auftritt sind, denn der angekündigte Pinsel
Liest!-Gig fand aus mir unbekannten Gründen nicht statt.
Sturm Café, eine Formation aus Schweden (wer hätte das gedacht),
hat mit ziemlich deutlichen Texten (Schweiß, Bier und Stahl;
Stiefelfabrik...) und Anhalt-EBM noch einmal die ganze Fraktion zum
Kochen gebracht. Sehr zum Leid der Fotografen, denn die Luftfeuchtigkeit
war inzwischen so hoch, dass es nur noch matschige Bilder gab.
Leider ist Dessau nicht gerade um die Ecke, sonst wäre ich im BeatClub
sicherlich Stammgast und das obwohl ich Gürtelträger bin.
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