... ist eine Zusammensetzung mehrerer gesunder Ernährungsbausteine, die das allgemeine Wohlbefinden steigern sollen. In diesem Fall waren es die unterschiedlichen Darbietungen des Festivals, die zwei Tage für das entsprechende Gefühl sorgten. Die angekündigten eventuell auftretenden Probleme im E-Werk, durch die noch nicht komplett abgeschlossenen Renovierungsarbeiten der Veranstaltungsebene, sind, bis auf die weit entfernten Toiletten, glücklicherweise ausgeblieben. Den neu gestalteten Bereich mit dem Wechselspiel zwischen Lichteffekten und Einrichtung kann man durchaus als gelungen bezeichnen.
Der für ein Festival relativ späte Startzeitpunkt von 21:00 Uhr, konnte es leider dennoch manchen Besuchern nicht ermöglichen, den gelungenen Auftritt von
Phelios in vollen Zügen zu genießen. Normalerweise benötigt man für Ambientklänge eine entsprechende Atmosphäre, bei der eine Sitzhaltung von Vorteil ist.
Phelios erzeugt diese benötigte Atmosphäre ganz alleine mit seinen Klängen, so dass sämtliche Rahmenbedingungen entfallen können, da sich alles weitere im Kopf abspielt.
Eine so genannte Selbsttherapie verpasste sich der nachfolgende Künstler durch mehrere Schreiausbrüche auf der Bühne. Sein Name lautet
Antracot und er machte mit seinem Krach sicherlich vielen Gästen Angst. Besonders schockiert müssen die gewesen sein, bei denen sich die vorherige Harmonie immer noch nicht verabschiedet hatte.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir das dritte Projekt, Screloma,
kaum in Erinnerung geblieben ist, was natürlich ein Ausdruck von Desinteresse
und Nichtgefallen meinerseits sein könnte, was aber mit ziemlicher Sicherheit nicht der Grund war.
Der Geburtstagszusammenschluss von Stahlwerk 9 und P.A.L. begann recht kraftvoll. Das könnte daran liegen, dass es sich bei dem ersten Stück um einen Stahlwerk 9 Titel handelte. Alle nachfolgenden Stücke wurden eher ruhiger und dezenter gehalten. Insider haben sicherlich bemerkt, dass da ein paar alte
Atrox-Titel als Geburtstags-Hommage in etwas anderer Form wieder belebt wurden. Eine Frage bleibt noch offen: Es ist mir schleierhaft, warum zwischen
Stahlwerk 9 und P.A.L. ein vs. anstatt eines &-Zeichens stand, obwohl sich beide Künstler bei dem Auftritt sehr gut ergänzten. (Vielleicht gab es im Vorfeld ja Meinungsverschiedenheiten, wer wo stehen darf). Leider wurde der Stand mit den
Stahlwerk 9-Tonträgern relativ früh abgebaut, so dass ich meine Ankündigung, noch etwas zu kaufen, nicht umsetzen konnte.
Deutsch Nepal hätte mit seinem Auftritt bei den anonymen Alkoholikern die Arbeit der Helfer sicherlich um Jahre zurückgeworfen, da er immer wieder beweist, dass man selbst mit offensivem Alkoholkonsum von vielen Gästen noch angehimmelt wird. Ich selbst muss zugeben, dass seine Darbietung wirklich etwas hatte. Auch sein abgelieferter Sound war wieder einmal traumhaft.
Der Headliner des ersten Tages waren Synapscape. Gleich zu Anfang wurde viel getanzt, wobei ich mich relativ früh verabschiedet habe, da mich zu diesem Zeitpunkt immer mehr das Bett interessierte.
Nach kurzer Ruhephase ging es am Samstag um 19:30 Uhr weiter mit einer intensiven Beschallung von
Tardive Dyskinesia. Wieder einmal ein Beweis dafür, dass man grundsätzlich die ersten Projekte nicht unterschätzen sollte. Das ich diese Meinung nicht nur alleine vertrete, hat sich in den Gesprächen mit anderen Gästen herausgestellt. Für viele waren die Ambient-Projekte
Phelios und Tardive Dyskinesia der Höhepunkt des Festivals.
Mit ähnlich ruhigen Klängen konnte das Projekt ACOH aufwarten. Visuell unterstützt wurde der Auftritt von dem Künstler
VJ Echelon, der verschiedene Videos live auf der Bühne generierte. Zwei Musikstücke, deren Titelbenennungen mir leider nicht bekannt sind, stachen durch ihre Klänge besonders hervor. Für eins dieser beiden Stücke, es war auch zugleich das letzte Stück, kam ein
analoges Saiteninstrument zum Einsatz. Das andere lief ziemlich zu Anfang.
Während des Auftritts von Heimstatt Yipotash wollte ich mich eigentlich kurz vom Festival ausklinken. Doch gleich zu Beginn bemerkte ich, dass irgendetwas nicht stimmte. Die sonst für eher rhythmische Klänge bekannten
Heimstatt Yipotash brachten plötzlich ganz anderen Sound. Diesmal wurden eher Flächen und strukturierte Geräuschkulissen dargeboten. Für diesen Mut gibt es von mir ein riesiges Lob, denn die Konsequenz war, dass sich der Bereich vor der Bühne sehr stark lichtete. Normalerweise ist es genau umgekehrt. (Alles stürmt aus irgendwelchen versteckten Ecken, um der Tanzaufforderung zu folgen). Das letzte Stück wurde mit einem Geigensolo abgeschlossen, dass zugleich ein Geburtstagsständchen für den Musiker und Veranstalter
Atrox war.
Richtig voll wurde es vor der Bühne bei UMB-Kollektif. Man konnte sich wirklich die Frage stellen, wo die vielen Gäste plötzlich alle herkamen. Optisch sehr stark am Projekt
Thorofon orientiert, gaben die vier Protagonisten etwas andere Klänge zum Besten. Ich weiß auch nicht, ob ein Vergleich mit dem Projekt
Thorofon passend ist, aber bei vielen Gästen wurde dieser ausgesprochen. Im Gegensatz zu mir gab es deshalb wohl ein paar enttäuschte Besucher. Für mich allerdings unverständlich, weil diese Darbietung sicherlich ein Höhepunkt des Festivals war. (Den „bauchfreien“ Gast auf der Bühne klammere ich allerdings mal aus.)
Atrox gab es um 23:00 Uhr für wenige Minuten in Urbesetzung. Kann mir vorstellen, dass sich das Geburtstagskind darüber besonders gefreut hat. Die anschließenden Nebel- und Lichtattacken waren diesmal nicht ganz so intensiv, weil zu diesem Zeitpunkt die Lüftungsanlage etwas kontraproduktiv agierte. Phasenweise war die Performance trotzdem so heftig, dass man es kaum schaffte, für wenige Sekunden zur Bühne zu schauen. Die wummernden Geräuschflächen gaben selbst denen von der Bühne abgewendeten Gästen den Rest. Danach kann wahrscheinlich nur noch eine
Antracot-Schreitherapie helfen.
Auf das Projekt Der Manrz (Government Alpha & Montage) hab ich ganz besonders gefreut. Sie haben ziemlich guten
Power Electronics Sound abgeliefert. Obwohl es mir sehr gut gefallen hat, war es nicht unbedingt spektakulär und hat wohl stark polarisiert.
Control, ein weiteres Power Electronics Projekt, kam wie immer sehr druckvoll rüber. Wirklich Neues kann ich darüber nicht schreiben. Die
Control-Fans kennen sicherlich seine Performance und auf den genialen Sound muss man nicht weiter eingehen.
Morgenstern als Headliner für den Samstag war sicherlich die richtige Wahl. Die Kombination aus Rhythmus und Krach kommt immer wieder gut an. Ich würde behaupten, dass hierzu die meisten Gäste am Samstag getanzt haben. Besonders hervorzuheben sind die Stücke
Blow Away My Reason und Hinrichtung durch Raum und Zeit.
Die Tatsache, dass das Festival von relativ wenigen Gästen besucht wurde, war
wieder einmal ein Indiz für die richtige Bandauswahl und hohe Qualität.
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