Galerie/Berichte
Polar Sequences

Northaunt (norse ambient atmospheres), Svartsinn (droning industrial soundscapes)

Freitag, 31.08.2007 weezie, cafe der galerie für zeitgenössische kunst, Leipzig

 

 

Kühle Bilder und Klänge

Es gibt interessante Veranstaltungen mit relativ unbekannten Künstlern, von denen man im Internet liest und sich dann ärgert, dass der Weg zur reinen Befriedigung der Neugierde viel zu weit weg ist und somit gleich im Vorfeld ausgeschlossen wird, obwohl man das Gefühl verspürt, etwas interessantes verpassen zu können. Dass es dann doch einen Besuch des Polar Sequences-Abends gab, lag an dem einen Tag später stattfindenden Festival im nahe gelegenen Halle. Ein kombiniertes Wochenende bot sich somit förmlich an.

Der sehr kleine und moderne Veranstaltungsort weezie, cafe der galerie für zeitgenössische kunst, war vorher bereits ausverkauft. Glücklicherweise konnten wir  aufgrund der vorbestellten Karten aufatmen, nachdem wir durch eine Glasfront in den für ca. 100 Personen bestuhlten "Saal" blickten. Der Raum mit seiner trapezförmigen Grundfläche wirkte trotz intensiver Beleuchtung sehr düster, was wahrscheinlich an den mit schwarzen Vorhängen versehenen Wänden lag. Nur ein kurzes Stück des Bühnenbereiches war mit einer weißen Leinwand versehen.

Relativ pünktlich wurden die Besucher, nach einer weiteren Abdunklung des Raumes und durch Zuziehen der Vorhänge im Bereich der Glasfront, mit den ersten Klängen des Projektes <Svartsinn> verwöhnt. Der sehr muskulöse und glatzköpfige Musiker Jan Roger Pettersen versteckte sich dabei seitlich ein wenig hinter seinem Equipment, um die Sicht auf die Hintergrundvideos nicht zu versperren. Das sprichwörtliche Kopfkino, das sich bei den meisten Gästen normalerweise bei Ambientklängen einschaltet, war nicht erforderlich bzw. erwünscht, da man sich hier mit den Bilder auf der Leinwand auseinandersetzten sollte. Passend zu den Klängen wurden Traumsequenzen dargestellt, die zwar surreal wirken sollten, meiner Meinung nach aber immer noch zu strukturiert rüber kamen. Die schlafwandelnde Frau im Nachthemd arbeitete sich mühevoll durch eine Art Labyrinth, bei denen selbst ein längerer Tauchgang absolviert werden musste. Ein etwas gestörter Mann schnappte sich eine Katze und lies sie in einem Sack verschwinden. Später stach er noch auf diesen ein. Viele solcher Bilder gab es zu sehen, die sich allerdings mit der Zeit ein wenig abnutzten. Vielleicht lag es auch nur daran, dass es über die gesamte Dauer einfach zu anstrengend wurde, den bewusst dunkel und undeutlich gehaltenen Videos zu folgen. Ein wenig Licht ins Dunkle brachten die zum Ende ständig eingebrachten Textblöcke, mit deren Hilfe man der Aussage des Künstlers ein wenig näher kam.

Nach ca. 20 Minuten Pause konnte man sich den Klängen von <Northaunt> hingeben. Hinter diesem Projekt verbirgt sich der Künstler Hærleif Langås, der live von Jan Roger Pettersen unterstützt wurde. Die Klänge von Northaunt sagten mir persönlich noch ein wenig mehr zu, was jedoch auch an dem harmonischen Zusammenspiel zwischen den ergreifenden Dark Ambient-Klängen und dem dramatischen Hintergrundvideo gelegen haben kann. Zu "bewundern" gab es einen Mann, der sich durch eine Schneelandschaft kämpfte und dabei von Schneestürmen nicht verschont blieb. Die angesteuerte Hütte wirkte jedoch weniger wie ein rettendes Ziel, sondern vielmehr wie der Ort, wo seine letzten Kräfte zu ende gingen. Immer wieder wurde eine krakelige Schrift gezeigt, die er offensichtlich auf die Scheiben der Hütte schrieb bzw. ins Eis ritzte.

Für die Zukunft ist man übrigens gut beraten, wenn man sich für Veranstaltungen aus der Sonic Lodge-Reihe grundsätzlich Karten vorbestellt, da diese wohl regelmäßig und aus gutem Grund ausverkauft sind.

20070906

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