Es
gibt interessante Veranstaltungen mit relativ unbekannten Künstlern, von denen
man im Internet liest und sich dann ärgert, dass der Weg zur reinen Befriedigung
der Neugierde viel zu weit weg ist und somit gleich im Vorfeld ausgeschlossen
wird, obwohl man das Gefühl verspürt, etwas interessantes verpassen zu können.
Dass es dann doch einen Besuch des Polar Sequences-Abends gab, lag an dem
einen Tag später stattfindenden Festival im nahe gelegenen Halle. Ein
kombiniertes Wochenende bot sich somit förmlich an.
Der sehr kleine und moderne Veranstaltungsort weezie, cafe der galerie für
zeitgenössische kunst, war vorher bereits ausverkauft. Glücklicherweise
konnten wir aufgrund
der vorbestellten Karten aufatmen, nachdem wir durch eine Glasfront in den für
ca. 100 Personen bestuhlten "Saal" blickten. Der Raum mit
seiner trapezförmigen Grundfläche wirkte trotz intensiver Beleuchtung sehr
düster, was wahrscheinlich an den mit schwarzen Vorhängen versehenen Wänden
lag. Nur ein kurzes Stück des Bühnenbereiches war mit
einer weißen Leinwand versehen.
Relativ pünktlich wurden die Besucher, nach einer weiteren Abdunklung des
Raumes und durch Zuziehen der Vorhänge im Bereich der Glasfront, mit den ersten Klängen des Projektes <Svartsinn>
verwöhnt. Der sehr muskulöse und glatzköpfige Musiker Jan Roger Pettersen
versteckte sich dabei seitlich ein wenig hinter seinem Equipment, um die Sicht
auf die Hintergrundvideos nicht zu versperren. Das sprichwörtliche Kopfkino, das
sich bei den meisten Gästen normalerweise bei Ambientklängen einschaltet, war
nicht erforderlich bzw. erwünscht, da man sich hier mit den Bilder auf der
Leinwand auseinandersetzten sollte. Passend zu den Klängen wurden Traumsequenzen
dargestellt, die zwar surreal wirken sollten, meiner Meinung nach aber immer
noch zu strukturiert rüber kamen. Die schlafwandelnde Frau im Nachthemd
arbeitete sich mühevoll durch eine Art Labyrinth, bei denen selbst ein längerer
Tauchgang absolviert werden musste. Ein etwas gestörter Mann schnappte sich eine
Katze und lies sie in einem Sack verschwinden. Später stach er noch auf diesen
ein. Viele solcher Bilder gab es zu sehen, die sich allerdings mit der Zeit ein
wenig abnutzten. Vielleicht lag es auch nur daran, dass es über die gesamte
Dauer einfach zu anstrengend wurde, den bewusst dunkel und undeutlich gehaltenen
Videos zu folgen. Ein wenig Licht ins Dunkle brachten die zum Ende ständig
eingebrachten Textblöcke, mit deren Hilfe man der Aussage des Künstlers ein
wenig näher kam.
Nach
ca. 20 Minuten Pause konnte man sich den Klängen von <Northaunt>
hingeben. Hinter diesem Projekt verbirgt sich der Künstler Hærleif Langås,
der live von Jan Roger Pettersen unterstützt wurde. Die Klänge von
Northaunt sagten mir persönlich noch ein wenig mehr zu, was jedoch auch
an dem harmonischen Zusammenspiel zwischen den ergreifenden Dark Ambient-Klängen
und dem dramatischen Hintergrundvideo gelegen haben kann. Zu "bewundern" gab es
einen Mann, der sich durch eine Schneelandschaft kämpfte und dabei von
Schneestürmen nicht verschont blieb. Die angesteuerte Hütte wirkte jedoch
weniger wie ein rettendes Ziel, sondern vielmehr wie der Ort, wo seine letzten
Kräfte zu ende gingen. Immer wieder wurde eine krakelige Schrift gezeigt, die er
offensichtlich auf die Scheiben der Hütte schrieb bzw. ins Eis ritzte.
Für die Zukunft ist man übrigens gut beraten, wenn man sich für Veranstaltungen
aus der Sonic Lodge-Reihe grundsätzlich Karten vorbestellt, da diese wohl
regelmäßig und aus gutem Grund ausverkauft sind.
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