Glosse - Ich und die Wirklichkeit

 

Unten: [Entwicklung meines Musikgeschmacks] [Entstehung der Sendung(en)]

Sinn und Zweck

Egal ob Sie sich auf diese Internetseite verirrt oder gezielt nach ihr gesucht haben, sofern Sie sich für Musik interessieren, gehören Sie schon zu meiner Zielgruppe.

Mein Bestreben ist es, dem "anspruchsvollen" Hörer, der sich durch die gleichgeschalteten Medien gelangweilt oder sogar genervt fühlt, außergewöhnliche Musikstücke, die von den etablierten, oberflächlichen Radiosendern und Discotheken komplett ausgeklammert werden, etwas näher zu bringen.

Meine Mittel sind die Antennen, Kabel und Lautsprecher der Rundfunkgeräte, um die Gehörgänge meiner Zielgruppe in Osnabrück und Umgebung zu erreichen. Diese Internetseite soll die Hörer mit Informationen versorgen, die in der Sendung aus technischen oder zeitlichen Gründen ausgeklammert werden. Außerdem ist ein Nachlesen von wichtigen Daten, wie beispielsweise die [Titelauflistung] der Sendung, möglich.

Auf der Seite sind ab Mitte 2002 auch Informationen zu finden, die nicht unmittelbar mit der Sendung im Zusammenhang stehen. So können vielleicht auch Leute, die nicht im Sendegebiet wohnen, dieser Internetpräsenz etwas abgewinnen. Im Laufe der letzten Jahre hat sich gezeigt, dass gerade die [Galerie] sehr intensiv besucht wird. Aber auch die [Verweise] zu anderen Internetseiten werden oft genutzt. Inzwischen spielt der direkte Sendebezug eher eine untergeordnete Rolle. Die [Termine] aus dem "Umkreis" sind vielleicht noch für Leute aus der Umgebung von Osnabrück interessant, wenn ausnahmsweise mal das Bedürfnis besteht, etwas anderes zu erleben. Die Erfahrungen der Vergangenheit haben allerdings gezeigt, dass gerade für weit entfernte Veranstaltungen kaum jemand bereit ist, die erforderlichen Strecken auf sich zu nehmen.

Das nächste Kapitel behandelt die Musik, die das Fundament der Sendung bildet. Im großen und ganzen kann man sagen, ich spiele nur Stücke, die mir auch gefallen. Ich bin somit alles andere als ein Dienstleister, sondern vielmehr ein "Künstler", der konsequent seinen eigenen Weg beschreitet. Ich bin mir vollkommen darüber im klaren, dass ich mit meinem Konzept, falls man das überhaupt als ein solches bezeichnen kann, nur eine kleine Gruppe unserer Bevölkerung anspreche. Aus diesem Grund werde ich auch garantiert keine "großen" Erfolge erzielen können. Das muss auch nicht. Denn ich verfolge keine kommerziellen Interessen. Wenn die Hörer, die diese Musik bzw. Auswahl nicht mögen, zumindest registrieren, dass es noch musikalische Alternativen und diese Sendung gibt, spreche ich schon von einem Teilerfolg. Ein gezieltes Umschalten kurz vor dem Sendebeginn werte ich in diesem Zusammenhang als riesigen Erfolg.

20060317

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Entwicklung meines Musikgeschmacks

Dirk Ivens (The Klinik)Marc Verhaeghen (The Klinik)In jungen Jahren habe ich mich schon sehr für Musik interessiert. Das war natürlich altersbedingt die Musik der 70er und 80er. Wobei sich sehr schnell herausstellte, dass nicht alles von mir auch mit Begeisterung aufgenommen wurde. An manche Interpreten und deren Musik musste ich mich erst gewöhnen. Zu vielen bekam ich überhaupt keinen Zugang. Für Amanda Lear und Jean Michel Jarre konnte ich mich hingegen sofort begeistern.

Anfang der 80er waren schon Tendenzen erkennbar, sich mit ausgefallener Musik auseinander zusetzen. Es gab aufgrund des Musikgeschmacks einen geringen Konflikt mit dem eigenen Umfeld. Dieser wurde dann über die Jahre immer größer. Das ging sogar soweit, dass von einer politischen Motivation gesprochen wurde.

Obwohl ich Heavy Metal nicht gerade als „politisch“ bezeichnen möchte, wurde es dennoch als Protestmusik betrachtet. Rein musikalisch vielleicht eine gute Antwort auf die „farblose“ Schlagermusik. Doch inhaltlich ging es bei den etablierten Bands nur um Chrom, Saufen und nackte Frauen. (Ausnahmen bestätigen natürlich wie immer die Regel)

Richtig politisch wurde es bei mir allerdings ungefähr Mitte der 80er mit dem Hören der australischen Band Midnight Oil, deren Inhalte mich heute immer noch begeistern. Die Platten lege ich allerdings nur noch sehr selten auf, das könnte an den Gitarren liegen.

Gabi Delgado Lopez, Robert Görl (D.A.F.)Der Sound der 80er wurde durch den massiven Einsatz von Synthesizern und Elektronik geprägt. Das bot auch vielen kleinen Projekten die Möglichkeit, sich, unabhängig von irgendwelchen stillschweigenden Konventionen, über ihre Musik auszudrücken.

Das erste Projekt, das ich in diesem Zusammenhang kennen lernte, war die Deutsch Amerikanische Freundschaft (D.A.F.). Minimalistischer Sound mit harten, deutschsprachigen Texten, bei denen der Imperativ einen festen Bestandteil einnimmt. Dieses Projekt ist für mich eine Verkörperung der puren Provokation. Denkt man einmal zurück an den Grand Prix, wo Nicole mit dem Stück „Ein bisschen Frieden“ auflief und gewann, provozierten D.A.F. anschließend mit ihrer Version „Ein bisschen Krieg“.

Es gab sogar Anfang der 80er eine Diskussion im Rahmen einer öffentlichrechtlichen Fernsehsendung, die sich kritisch mit dem Projekt und speziell mit dem erfolgreichen Song „Der Mussolini“ auseinander setzte, um für diesen gegebenenfalls ein Sendeverbot zu erzielen. Alfred Biolek hingegen lud D.A.F. in seine Sendung ein, wo sie ihren Song „Als wär’s das letzte Mal“ zum besten gaben.

Stellvertretend für meinen elektronischen Musikgeschmack, der auch zugleich das Fundament meiner Sendung bildet, möchte ich noch kurz auf zwei Begriffe eingehen, die allerdings in der heutigen Zeit eine ganz andere Bedeutung bekommen haben:

EBM

Legendärer EBM SamplerMehr zum Ende der 80er entdeckte ich die sogenannte Electronic Body Music (EBM). Ein durch ein Musikmagazin geprägtes Kunstwort, das die harten elektronischen Sequenzen mit stampfenden Rhythmen und aggressivem Gesang fast ideal beschreibt. Der Versuch für diese Musik, den Begriff Aggrepo (Aggressive Popmusik) durch den Bigod20-Frontmann Talla 2XLC. einzuführen, schlug damals fehl. Heute wird er teilweise verwendet, um sich von Dark Electro und Future Pop abzugrenzen, die fälschlicherweise als EBM bezeichnet werden.

Ca. 1993 unterlag diese Musikrichtung immer mehr äußeren Einflüssen, dass man eigentlich nicht mehr von EBM sprechen konnte. Selbst Front 242, die lange Zeit als Aushängeschild für diesen Stil galten, änderten sich musikalisch so stark, dass viele alte Fans absprangen. Die Krupps und auch Frontline Assembly ergänzten ihre elektronischen Spuren durch Gitarren. Viele wechselten auch ins Techno-Lager oder hörten ganz auf.

Industrial

Obwohl sich EBM auch teilweise mit anspruchsvollen Themen auseinandersetzt, reichte mir das irgendwann nicht mehr. Die Ansprüche steigen halt mit dem Alter. Sowohl musikalisch als auch inhaltlich setze ich mich seit geraumer Zeit mit dem  Industrial auseinander. Diese Richtung, die vielmehr als nur einen Musikstil beschreibt, reicht bis in die 70er, wenn nicht sogar noch viel weiter, zurück. Leider wird der Begriff Industrial inzwischen so umfangreich verwendet, dass man ihn heutzutage gar nicht mehr zuordnen kann. Die Amerikaner kennen beispielsweise nur diesen Begriff und bezeichnen deshalb Ministry und Depeche Mode als Industrial. Urväter des Industrials hingegen, wie TG, werden kaum noch bzw. gar nicht erwähnt, wenn sie denn überhaupt bekannt sind.  Ein Problem sind auch die Großraumdiscotheken! Dort wird der Begriff auf eine Art und Weise interpretiert, dass einem nur schlecht werden kann. Kommerzieller, stampfender und belangloser Sound, der irgendwie nach Industrie klingen soll. Es ist schon traurig, wenn ein paar Produzenten versuchen, mit weiteren Projektnamen jede Ecke der "Schwarzen Szene" zu bedienen.

Das beste was mir bis jetzt in diesem Zusammenhang zu Ohren gekommen ist, hat ein junger Radiomoderator abgelassen:

 "Okay, ja das war Wumpscut slave to effill. Ja das ist halt wirklich die Diskussion wo geht jetzt der Trend zur Zeit hin. Also ich bin auf jeden Fall der Meinung und auch viele meiner Freunde sind der Meinung, die sagen halt, okay, die zur Zeit üblichen Trends haben sich einfach 'n bisschen zur Zeit überholt und der Industrial ist voll im kommen. Das ist auch ganz klar, wir leben total in einer technischen Welt, überall um runs um uns run sind Computer, Technik und so weiter. Wir leben total im Industriezeitalter, überall ist Technik, Hardware und wir sind dermaßen gestresst heutzutage, dass wir wirklich äh, von daher, äh mh, dass einfach die Musik war zur Zeit eigentlich total fällig gewesen und es ist eigentlich zur Zeit echt der richtige Zeitpunkt. Okay von daher gehen wir auch gleich wieder noch mal in den nächsten Track rein, Converter, dass ist natürlich jetzt ganz harter Industrial und von daher hört einfach rein und ich hoffe es gefällt euch. Okay" .

Vielleicht sollte ich abschließend noch erwähnen, dass selbst guter Rhythm & Noise nicht unbedingt etwas mit Industrial zu tun haben muss, aber dennoch meistens in den selben Topf geworfen wird.

Allgemeines zu Musikkategorien

Im allgemeinen sollte man ohnehin die Finger von einer Musikkategorisierung lassen. Sonst müssten nicht nur die Projekte, sondern auch die einzelnen Stücke in Schubladen gesteckt werden. Man könnte das sogar bis auf jede Spur, Sequenz oder Fläche eines Stückes, bezogen auf ein bestimmtes Zeitintervall, aufbrechen.

Es gibt natürlich noch wesentlich mehr Begriffe, die in der Szene verwendet werden und für Verwirrung sorgen. Eine kleine Auswahl:

EBM, Aggrepo, Industrial, Noise, Power Noise, Power Electronics, Dark Electro, Rhythm & Noise, Future Pop, Minimal, Wave, 80‘s, Gothic, Batcave, Mittelalter, Neofolk, Depeche Mode (ist inzwischen wohl eine eigene Musikrichtung)

Interessanterweise bekommen die einzelnen Begriffe eine andere Bedeutung, wenn mehrere zusammen auf Handzetteln auftauchen. Hier ein kleines Beispiel:

Industrial+Mittelalter => Industrial=Tumor, Feindflug
Industrial
+Power Electronics => Industrial=TG, SPK
EBM
+Mittelalter => EBM=VNV Nation, Funker Vogt
EBM
+Aggrepo => EBM=à;GRUMH..., Nitzer Ebb

Ich neige deshalb mehr dazu, einfach die relevanten Bands für Veranstaltungen oder meine Sendung in einer [Liste] aufzuführen, wenn ausreichend Platz zur Verfügung steht.

20060317

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Entstehung der Sendung(en)

1991 durfte ich im Rahmen einer Abi-Fete meinen durchwachsenden Musikgeschmack anderen aufs Ohr drücken. Obwohl ich bewusst auf die ausgefallenen Musikstile verzichtet habe und die Leute ziemlich angetrunken waren, kam das trotzdem nicht gut an.

Kein Kommentar

8 Jahre später startete ich einen weiteren Versuch. Diesmal im Offenen Kanal Osnabrück mit der Sendung "Kein Kommentar". Bei der Sendung wurde nicht gesprochen, um zu zeigen, dass die zusammengesuchten Musikstücke hier im Vordergrund stehen. Die fehlende Moderation fanden viele ganz witzig und enttäuschend zu gleich. Gerade Bekannte und Freunde wollten meine Stimme hören. Wer hätte das gedacht. Gerade einmal zwei Sendungen hat es gegeben. Da war es auch schon wieder vorbei. Stattdessen mischte ich dann einen längeren Zeitraum in der Musikredaktion (Infoband/Hörbar) des Offenen Kanals mit. Durch die fehlende Moderation gab es kaum Unterschiede zu meiner Sendung.

Musik zum Abschalten

Der Wunsch nach einem eigenverantwortlichen Sendekonzept mit zugehöriger Moderation veranlasste mich einige Monate später eine neue Sendung ins Leben zu rufen. Ziel war es, Stücke aus verschiedenen Musikstilrichtungen (Ska, EBM, 80er, Heavy Metal, Oldies usw.) so miteinander zu verketten, das sie irgendwie zusammenpassen und in einer Sendung gespielt werden können. Die Idee war, mir aus jedem Musikstück ein markantes "Instrument" (Schlagzeug, Bass, Gesang usw.) zu suchen und dies zum Motto der jeweiligen Sendung zu erklären. Da dieses Konzept nicht jeder verträgt, war mir bereits im Vorfeld klar, dass es zwei Gruppen von Zuhörern geben wird. Die einen, die begeistert Radio hören werden und den Alltagstrott kurz vergessen, weil sie mal abschalten. Und die anderen, die die Zusammenstellung so grausam finden, dass sie auch abschalten, aber anders. Die Sendung nannte ich entsprechend: "Musik zum Abschalten - Außergewöhnliche Musikstücke, die irgendwie zusammenpassen".

WALKINGwithSHADOWS

And242 (OS-Radio, WALKINGwithSHADOWS)Nach einem Jahr hatte ich den Wunsch, nur noch eine bestimmte Zielgruppe mit meiner Sendung zu erreichen. Ich wollte schließlich nicht, dass alle abschalten. Mit der 21. Ausgabe der Sendung "Musik zum Abschalten" begann ich langsam damit, ausschließlich EBM, Industrial und verwandte Musikstücke zu spielen. Ab diesem Zeitpunkt wurde auch live aus dem Studio gesendet. Leider wurden die gespielten Stücke dabei nicht mehr festgehalten. Dies erfolgte erst wieder ab der 35. Ausgabe, nachdem die Szene kurz vorher durch Handzettel in den verschiedenen Clubs informiert wurde. Im April 2002 benannte sich der Offene Kanal Osnabrück um in OS-Radio 104,8. Die Sendeplätze wurden neu vergeben. Ich nutzte die Situation, um meine Sendung umzubenennen in "WALKINGwithSHADOWS – Harte Klänge EBM, Industrial etc.". Mit dem neuen Namen, der die Verbundenheit zu einem ganz großen Projekt ausdrückt, habe ich mich von meinem alten Konzept (Musik zum Abschalten) verabschiedet. Kurz vor der 90. Ausgabe wurde die Sendung mit einem neuen Untertitel versehen. Die Begriffe EBM und Industrial sind endlich verschwunden. Stattdessen lautet der Zusatz nun "Harte Klänge, die polarisieren und provozieren". Das Konzept wird dadurch ziemlich deutlich beschrieben, ohne irgendwelche Fachbegriffe zu verwenden.

Einen noch besseren Überblick über die verschiedenen Sendungskonzepte kann man sich verschaffen, indem man sich einfach mal die [chronologische Titelauflistung] anschaut.

20060317

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