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Elektroanschlag Nr. 7

Fr.: <IO>, Simon Schall, S?y Only, Tarmvred, Ambassador21, Mlada Fronta, P.A.L., Monolith
Sa.: IG für IK vs. Betriebsdruck, MC1R, Flint Glass, Beinhaus, Empusae, Insekt, Monokrom, Mlada Fronta, Klangstabil

Freitag/Samstag, 07/08.04.2006 Kanonenhaus, Altenburg

 

 

Nicht nur Bananen sind krumm

Es ist nicht leicht, wieder einmal über den Elektroanschlag zu schreiben und dabei weitere Verbesserungen zum Vorjahr aufzuführen, wenn dies eigentlich nicht mehr möglich ist. Denn das Festival 2006 (EA7) war mindestens genauso professionell organisiert wie das 2005 ([EA6]). Selbst Veränderungen im Umfeld, wie das notwendige Ausweichen auf ein etwas weiter entferntes Hotel, wurden durch einen extra eingerichteten Shuttle-Service gemeistert. Solche Randbedingungen sind unter anderem wohl auch der Grund dafür, warum man auf dem Festival keine langen Gesichter gesehen hat. In diesem Zusammenhang möchte ich mich noch einmal bei der gesamten Mannschaft für ihren Einsatz und den reibungslosen Ablauf bedanken. Auch das Wetter hat wieder einmal mitgespielt. Wichtig, um vor der Tür eine so genannte „krumme Bratwurst“ zu essen. Und optimal für eine kurze Ruhephase jenseits des gut beheizten und Schallwellen dominierenden Innenraums, deren Decke vorsorglich durch Stoffbahnen abgehängt war, damit der Putz nicht bei extremer Lautstärke auf die Gäste rieseln konnte.

Nun zum Schwerpunkt des Festivals, die Auftritte. Relativ pünktlich ging es am Freitag mit dem Projekt <IO> los. Ein sehr geräuschintensives Projekt, das sich glücklicherweise nicht die üblichen Club-Sounds auf ihre Fahnen geschrieben hat. Sehr schöne Eröffnung. Simon Schall durfte als zweites ran. Leider ist mir der Auftritt kaum in Erinnerung geblieben, so dass ich hierzu nichts Genaueres schreiben kann.
Während und auch schon vor dem Auftritt konnte man im Publikum viele „Gäste“ mit gelben Kapuzenshirts wahrnehmen. Das dies kein Zufall sein konnte, war spätestens beim Auftritt von S?x Only klar. Sechs gelb gekleidete Soundtüftler, die sich aus drei bereits bekannten Projekten zusammensetzen, ließen es gemeinsam krachen. Für alle, die jetzt die nötigen Hintergrundinformationen nicht auf dem Schirm haben, es handelt sich bei dieser Multitasking-Formation um S.k.e.t., Greyhound und Heimstatt Yipotash.
Etwas ruhiger wurde es anschließend mit Tarmvred. Ähnlich wie bei Simon Schall ist mir dieser Auftritt ebenfalls nicht in Erinnerung geblieben. Eigentlich schade, dass ich die konzentrierte Arbeit hinter den Reglern nicht würdigen kann, da es bei einem Live-Auftritt eher langweilig wirkt, denn rein musikalisch kommen dieses Projekte, speziell auf CD, ganz anders rüber.

Ambassador21 erinnerten mich stark an Atari Teenage Riot. Dennoch konnten sie mich nicht richtig überzeugen. Interessanterweise ist das Stück auf der zugehörigen Festival-CD richtig gut. Ein Phänomen, das ich ständig und auch umgekehrt erlebe.

Nach diesem Auftritt konnte man meinen, dass dies der letzte Auftritt war, denn alle Lichter gingen an. Wenig später ging den Gästen stattdessen ein Licht auf. Denn Mlada Fronta mussten für ihren Auftritt die riesige Videoleinwand aufbauen. Diese Aktion wäre im Dunkeln sicherlich weniger von Vorteil gewesen. Wie schon im Vorfeld erwartet, war dieser Auftritt für mich der Höhepunkt des ersten Tags. Schöne atmosphärische Klänge „untermalt“ mit Bildern einer nicht gerade kleinen Videoprojektion. Ein audiovisuelles Erlebnis!
Nach Mlada Fronta hab ich mir eine kurze Pause genehmigt und dadurch fast den kompletten Auftritt von P.A.L. verpasst. Zum Glück kam ich aber noch rechtzeitig zum letzten Stück, eine Coverversion von Clock DVA, zurück. Vielleicht wird dieses doch einmal auf CD erscheinen. Das P.A.L. während des Auftritts auf den Wunsch des Publikums einging, ein wenig lauter zu spielen, kam sehr gut an. Monolith kam wie immer sehr druckvoll rüber, was aber wohl daran liegt, dass die Belgier die Regler immer ganz nach oben schieben. (Bemerkung: Die Decke war abgehängt)

Der erste Auftritt am Samstag hat sich unglücklicherweise mit meiner Zeitplanung ein wenig überschnitten. Deshalb hab ich IG für IK vs. Betriebsdruck verpasst und logischerweise auch keine Fotos geschossen. Sehr ärgerlich, besonders weil er sehr gut gewesen sein soll. Nachdem ich das Stück auf dem Elektroanschlag-Sampler zuhause gehört habe, musste ich mich dann noch mehr ärgern. Aber wie heißt es immer so treffend: Wer zu spät kommt, den…
MC1R
konnte ich komplett genießen. (Gerade noch rechtzeitig eingetroffen). Die absolute Überraschung des Festivals. Es passte einfach alles: Super Performance und Sound! Umso erstaunter war ich, dass es nirgendwo CDs zu kaufen gab. Die Klänge des Projektes MC1R waren eher ruhiger und anspruchsvoller, so dass sie mich teilweise ein wenig an Mentallo & The Fixer erinnert haben. Die Performance setzte sich aus drei maskierten Personen, die sich ein wenig in der Dunkelheit versteckten und einer bedrückenden Videoprojektion zusammen. Für weitere Auftritte dieser Art und des Projektes MC1R wäre ich dankbar.

Flint Glass hab ich nicht intensiv genug verfolgt, um über die Darbietung etwas zu schreiben. Klangtechnisch jedoch auf sehr hohem Niveau, so dass ein CD-Kauf ins Auge gefasst werden sollte.

Den absoluten Höhepunkt des Festivals stellten Beinhaus dar, obwohl es auch viele gegenteilige Meinungen gab. Zu jedem Zeitpunkt passierte etwas auf und vor der Bühne. Rein musikalisch bewegte man sich zwischen Harmonie und Dekonstruktion.
Auch die Präsentation, deren Schwerpunkt sich allerdings mehr im destruktiven Bereich befand, war ähnlich. Es ist wirklich viel kaputtgegangen. Heftige Metallperkussion, Flex-Performance, Betonzertrümmerung, Selbstverstümmelung usw.
Besonders interessant, die vielen Klang-Facetten: Zwischen Romantikgesang und treibenden Beats war eigentlich alles dabei. Die unterstützenden elektronischen Klänge wurden von einem Laptop eingespielt, das mit seinem Display im hinteren Bereich der Bühne demonstrativ in Richtung Publikum platziert wurde. Hätte ich nie gedacht, dass so ein Gerät auch ohne permanente Bedienung funktioniert.

Eigentlich wäre es die Aufgabe vom nachfolgenden Projekt Empusae gewesen, die Bühne wieder aufzubauen. Man entschloss sich aber glücklicherweise für einen normalen Empusae-Auftritt. Wie zu erwarten, kamen sie beim Publikum richtig gut an. Der absolute Kontrast zum Beinhaus-Auftritt, denn hier ging es eher ruhig und harmonisch zu. Perfektion in den Flächen und Beats, dafür aber so gut wie keine Performance. Bei Empusae stehen halt die Klänge im Vordergrund.
Der Insekt-Auftritt hat mir überhaupt nicht gefallen, was vielleicht daran gelegen hat, dass ich mich zu sehr auf ihre alten Stücke gefreut habe. Ihr Stück auf dem zweiten EA-Sampler ist dafür umso besser. Schön waren die Einlagen mit dem analogen Schlagzeug, die allerdings viel zu kurz waren.

Obwohl es ungefähr eine Woche vor Ostern war, gab es bei Monokrom keine Hasen und Möhren. Dafür standen auf der Bühne plötzlich vier Ninjas, die richtig guten Rhythm & Noise abgelieferten. Das erwartete Seppuku-Ritual ist aus Rücksicht auf die Fangemeinde ausgeblieben, um weiteren CD-Veröffentlichungen nicht im Weg zu stehen.

Der zweite Gig von Mlada Fronta fand am Samstag statt. Er wurde einfach mit Mlada Fronta II bezeichnet. Im Gegensatz zu Freitag fuhr er wesentlich tanzbarere Rhythmen auf. Die meisten Stücke kamen sehr gut rüber. Auf der Bühne bewegte er sich hinter seinem Pult noch viel intensiver als am Freitag. Ein Wunder, dass er beim Headbangen mit seinem Kopf nicht das Gerät zertrümmert hat.
Der heiß ersehnte Headliner am Samstag, Klangstabil, durfte nach Mlada Fronta loslegen. Wie immer wurden pure Emotionen kombiniert mit noisiger Popmusik ausgestoßen. Schön wäre es gewesen, wenn ihre sehr intensive Darbietung noch ein wenig länger gedauert hätte.

Die anschließende Party, die ich mir allerdings gespart habe, ging noch bis ca. 05:00 Uhr, wo sie dann trotz gut gefüllter Tanzfläche beendet wurde.

Fazit: Nach diesen ganzen positiven Eindrücken des Elektoanschlags Nr. 7 steht einem Besuch in Altenburg 2007 eigentlich (hoffentlich!) nichts mehr im Weg.

20060410

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<IO>

Simon Schall

S?x Only

Tarmvred

Ambassador21

Ambassador21

Ambassador21

Mlada Fronta I

Ein bisschen Publikum

Mlada Front I

P.A.L.

Monolith

MC1R

MC1R

Beinhaus

Beinhaus - Angst (Vergrößert wirkt das Bild noch besser)

Insekt

Monokrom

Mlada Fronta II - gefährliche Körperbewegung

Klangstabil

Klangstabil

 

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